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Traditionelle afrikanische Musik
Die Musik Schwarzafrikas ist weitgehend mündlich überlieferte Stammesmusik und unterliegt einer ständigen Entwicklung. Sie hat in erster Linie soziale Funktionen und begleitet – ebenso wie der Tanz – die wichtigsten Vorgänge im Leben der Gesellschaft und des Einzelnen (Arbeit, Feste, Riten, Vergnügen). Aufgrund der reichhaltigen Ausprägungen afrikanischer Kulturen wie auch durch historische Einflüsse (Arabisierung während des afrikanischen Mittelalters, Kolonialisierung durch westliche Staaten, polynesische Infiltration, neuere afroamerikanische und afrobrasilianische Berührungen) gibt es eine Vielzahl von Regional- und Zeitstilen.
An die Musiklandschaft der Völkerschaften der hamitosemitischen Sprachfamilie in Nord-, Nordost- und Zentralafrika schließt sich südlich der Sahara die Musik der Sudanvölker und der Bantu an. Kleinere eigenständige Stilkreise entwickelten Buschmänner, Hottentotten und Pymäen. Auf Madagaskar vermischen sich negride und malaiische Stilelemente.
Ein großer Teil des musikalischen Repertoires in der afrikanischen Musik basiert auf Texten, wobei die poetische Form die musikalische Gestalt bestimmt. Da außerdem die meisten der afrikanischen Idiome Tonsprachen sind, stellen die Sprachtöne der Silben wichtige Faktoren für die Melodiebildung dar. Eine enge Beziehung zwischen Tonsprache und Musik besteht in der „Trommelsprache“, mit der Nachrichten durch das Umsetzen der Sprachmelodie auf die Trommel verbreitet werden. Aber selbst in der reinen Instrumentalmusik, zum Beispiel für Xylophon, verschlüsseln die Spieler Texte.
Jagd- und Kriegslieder, Trauergesänge, Preis- und Spottlieder sowie religiösen Gesänge mit oder ohne Instrumentalbegleitung werden häufig als Wechselgesänge zwischen zwei Einzelsängern oder Chorgruppen sowie zwischen Vorsänger und Chor aufgeführt.
Es gibt sehr viele verschiedene Typen von Musikinstrumenten. Ihr Klangcharakter unterliegt den gleichen Gesetzen wie die Vokalmusik; die Kontraste in Tonstärke und Klangfarbe sind übrigens ungleich höher als in der europäischen Musik. Weit verbreitete Instrumente in Schwarzafrika sind Xylophone mit Kalebassen als Resonatoren und Lamellophone. Weitere Schlaginstrumente neben unzähligen Trommelarten sind Stampfrohre, Gegenschlaghölzer, Klappern, Schraper oder Eisenglocken. Typische Blasinstrumente sind Kerb-, Quer-, Pan- und Nasenflöten. Bei den Saiteninstrumenten existieren alle Glieder einer langen Entwicklungskette von einfachsten Urformen bis zu hoch entwickelten Formen: Musikbogen, Röhrenzither, Floß-, Brett- und Schalenzither, Harfenzither, Bogenlaute und Stabzither.
Eine große Vielfalt an Tonsystemen kennzeichnet sowohl Gesang als auch Instrumentalmusik; in einigen Gebieten treten einfache Formen der Mehrstimmigkeit auf. Die Tonleitern sind nicht durch bestimmte Tonhöhen, sondern durch Intervallfolgen fixiert.